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"Ohne Schuld" von Charlotte Link

 

„Sturmzeit“ von Charlotte Link steht schon länger aufgrund einer Empfehlung auf meiner Leseliste. Als ich im Bücherpodcast eat.READ.sleep durch ein Interview mit dieser bekannten Autorin erneut auf sie aufmerksam wurde, beschloss ich, mit der Lektüre ihres neuesten Kriminalromans „Ohne Schuld“ zu beginnen – und habe es nicht bereut …

 

 

 

 

 

Wenn die Vergangenheit dich einholt

 

Xenia Paget sitzt im Zug von London nach York. Ein Unbekannter ihr gegenüber starrt sie unentwegt an, ehe er sie plötzlich mit einer Pistole bedroht und ihr bei einer wilden Verfolgungsjagd quer durch den Zug nach dem Leben trachtet. In letzter Sekunde wird sie von Detective Sergeant Kate Linville gerettet, die sich zufällig im gleichen Zug befindet. Kate steht gerade vor ihrem Wechsel von Scotland Yard zur North Yorkshire Police. Kurze Zeit später erhält sie ihren ersten Fall in der neuen Funktion: die 31-jährige Lehrerin Sophia Lewis wird auf ihren morgendlichen Radstrecke von einem quer über den Weg gespannten Draht zu Fall gebracht. Der Schuss, der folgt, verfehlt sie, aber sie kommt schwerverletzt ins Krankenhaus und liegt im Koma. Wie sich herausstellt, stammt der Schuss auf Sophia aus derselben Waffe, mit der auch auf Xenia gezielt wurde – und das, obwohl es keinerlei Verbindung zwischen beiden Frauen zu geben scheint …

 

Charlotte Link gelingt es, die Spannung kontinuierlich aufrecht zu erhalten, während sie nach und nach Details zu beiden Kriminalfällen freilegt und die Verbindungen zwischen Opfern und Tätern beleuchtet. Interessant dabei sind u. a. die auch textlich durch Kursivschrift hervorgehobenen Einschübe in Ich-Erzählung, in denen sich eine der Nebenfiguren immer stärker zu einer Hauptfigur entwickelt.

 

Spuren in die Vergangenheit

Diese Perspektivwechsel, die die Handlung aus Sicht der verschiedenen Protagonisten vorantreiben, unterstützen den angenehmen Lesefluss und stimmigen Erzählrhythmus. Die Figuren werden differenziert gezeichnet – nicht nur die Ermittler haben individuelle Stärken und Schwächen, auch die Grenzen zwischen Tätern und Opfern verschwimmen.

Spannend ist die Aufdeckung von Ereignissen, die fast zwei Jahrzehnte in die Vergangenheit zurückreichen und die Protagonisten bis heute verfolgen.

 

Fazit

Auch wenn sicher nicht jede Nebenhandlung notwendig war und nicht jedes Detail originell – so z. B. ein Ermittler mit Alkoholproblemen – ist Charlotte Link mit „Ohne Schuld“ gute Unterhaltungsliteratur gelungen, die den Leser durch gekonnte Cliffhanger bei der Stange hält. Auch als die Fälle schon so gut wie gelöst scheinen, gibt es neue Ereignisse, die dem Leser Spannung bis zum Schluss bescheren. So, wie man es eben von einem gelungenen Kriminalroman erwartet. 

 

Charlotte Link: Ohne Schuld. | Blanvalet Verlag | 2. November 2020 | 544 S. | Hardcover | ISBN: 978-3-7645-0738-1

 

 

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