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"Das Café am Rande der Welt" von John Strelecky

Den „Sinn des Lebens“ – nicht weniger hat sich John Strelecky in seinem noch nicht einmal 130 Seiten starken Büchlein „Das Café am Rande der Welt“ vorgenommen. Nachdem ich den Bestseller schon vor längerem auf meine Leseliste gesetzt hatte, bekam ich das Buch von einer Freundin zum Geburtstag geschenkt. Nicht nur aufgrund der überschaubaren Länge, sondern auch wegen des ansprechenden Schreibstils hatte ich das Buch innerhalb kürzester Zeit gelesen – und kann es auf jeden Fall empfehlen.

 

 Von Meeresschildkröten, Golfbällen und dem ZDE

 

"Es ist nie einen Moment zu früh oder einen Moment zu spät, um einen Traum zu verwirklichen." Dieses Zitat des Autors John Strelecky ist seiner Erzählung „Das Café am Rande der Welt“ vorangestellt. Und genau darum geht es in diesem Buch: dem Sein im Moment, dem Innehalten und dem, was das eigene Leben wirklich ausmacht, auf den Grund zu gehen. Es handelt von – dem Autor gleichnamigen – John, einem gestressten Manager, der in einem abgeschiedenen Café mit zentralen Fragen nach dem Sinn des Lebens konfrontiert wird.

 

Eigentlich wollte John verreisen, um Abstand von Job und Alltag zu bekommen und „Frustrationen zu vermeiden“ (S. 18). Dann landet er in einem nicht enden wollenden Verkehrsstau und entscheidet sich, nach einer Weile Stillstand, umzukehren und in die Gegenrichtung zu fahren – zunehmend weiter weg vom ursprünglichen Ziel. Dort gelangt der Ich-Erzähler in ein „Café der Fragen“, das seinem Namen alle Ehre macht: „Warum bist du hier?“, „Hast du Angst vor dem Tod?“ und „Führst du ein erfülltes Leben?“ (S. 24) Mit diesen Fragen wird John beim Blick in die Speisekarte konfrontiert.

 

Bodenständige Philosophie

Es entspannt sich ein Dialog mit Kellnerin Casey, Café-Inhaber Mike und Mikes Freundin Anne, einer ehemaligen erfolgreichen Führungskraft aus der Werbebranche. Es geht u.a. darum, das, was man wirklich tun möchte, nicht auf den Ruhestand zu verschieben und die persönliche Aufgabe, herauszufinden, was einen wirklich erfüllt. Das, was man tun will und was der eigenen Bestimmung entspricht – den „Zweck der Existenz“, auch als „ZDE“ bezeichnet. Strelecky gelingt es dabei, auf „leichtfüßige Weise“ philosophisch zu werden. Trotz existentieller Themen wird Johns Geschichte bodenständig erzählt – in schnörkelloser Sprache.

 

Stimmungsvolle Bilder

Immer wieder unterstreicht der Autor seine Botschaften durch das Einfügen passender Metaphern oder parabelartiger kurzer Erzählungen. So wird von einer Meeresschildkröte erzählt, die statt gegen die Wellen anzukämpfen, diese wirksam für sich nutzt. Oder von einem Mann, der es in sich wiederholenden Alpträumen nicht schafft, einen ungünstig platzierten Golfball zu treffen – bis er auf die Idee kommt, dass er selbst einfach die Position des Balls ändern kann. Zumindest die vorliegende Ausgabe ist auch optisch stimmungsvoll gestaltet. So finden sich zwischen den Texten gemäldeähnliche Bilder in ansprechenden, warmen Farbtönen.

 

Fazit

John Strelecky ist mit „Das Café am Rande der Welt“ eine lesenswerte Erzählung gelungen, die leicht daherkommt und dennoch anregende Impulse zu den essentiellen Fragen des Lebens gibt. Ein Buch, das sich fürs Leben ausspricht und es alleine deshalb verdient, gelesen zu werden, bevor man sich dem Schreiben widmet: „Das ganze Leben ist eine tolle Geschichte […]! Einige Menschen erkennen bloß nicht, dass sie selbst die Autoren sind und die Geschichte so schreiben können, wie sie es möchten.“ (S. 120)

 

John Strelecky: Das Café am Rande der Welt. Eine Erzählung über den Sinn des Lebens. 54. Auflage. | dtv Verlagsgesellschaft | 2020 | 128 S. | Taschenbuch | ISBN: 978-3-423-20969-4

 

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