· 

"Tiefes, dunkles Blau" von Seraina Kobler

 

 

 

Schon lange wollte ich mal wieder nach Zürich reisen. Zumindest auf eine literarische Reise habe ich mich nun begeben – mit dem Zürich-Krimi „Tiefes, dunkles Blau“ von Seraina Kobler.

 

 

 

 

 

Medizinische Abgründe im atmosphärischen Zürich

 

Eine Seepolizistin, die begeistert gärtnert und kocht. Ein Mord an einem Kinderwunschmediziner. Verwicklungen rund um Genforschungslabore und Rotlichtmilieu. Und das alles im vermeintlich idyllischen Zürich. All das verwebt Seraina Kobler in „Tiefes, dunkles Blau“ zu einer atmosphärischen Geschichte mit leiser Spannung.

 

Seepolizistin Rosa Zambrano hat unlängst Eizellen in einer Kinderwunschpraxis einfrieren lassen. Kurze Zeit später wird ihr Arzt, Dr. Jansen, tot aufgefunden. Schnell übernimmt sie die Rolle der Ermittlerin, die gemeinsam mit der Kripo den Fall rund um den getöteten Arzt und Biotech-Unternehmer lösen soll. Was hatte Jansen im Rotlichtmilieu zu tun? Und an was forschten er und seine Kollegen in ihrem Biotech-Unternehmen? Nach und nach werden erschreckende Zusammenhänge offenbar.

 

Brisante Thematik

Für den ersten Fall von Rosa Zambrano hat Seraina Kobler eine brisante Thematik gewählt. Es geht um Kinderwunschbehandlung, In-vitro-Fertilisation und die Diskussion darum, ob solche Eingriffe in die Natur ethisch gerechtfertigt sind: „Darf man tun, was man könnte?“ (S. 81). Es geht um die Macht über Leben und Tod und den „Code des Lebens“, den das Mordopfer mit seinen Kollegen entwickelt hat.

 

Atmosphärische Sprache

Gelungen ist der Autorin die metaphorische, zuweilen poetische Sprache: „Er hätte sich ein anderes Ende gewünscht. Eine finale Fassung mit einer Liebe, leuchtend wie Perseidenströme am Augusthimmel.“ (S. 22) oder: „Die Stadt hatte ihre eigenen Gezeiten.“ (S. 183)

 

Fazit

Seraina Kobler hat eine lesenswerte Lektüre in einer schönen Sprache verfasst. Die Einordung als Krimi ist sicher nur bedingt zutreffend. Für mehr Spannung hätte es der Streichung der einen oder anderen Länge bedurft. An manchen Stellen wirkt die Geschichte auch überladen aufgrund der Vielzahl an schwergewichtigen Fragen. Nichtsdestotrotz regt das Buch zum Nachdenken an und die Grundidee, medizinethische Fragen in einer Kriminalhandlung zu verweben, ist auf jeden Fall nachahmenswert.

 

 

Seraina Kobler: Tiefes, dunkles Blau. Ein Zürich-Krimi. | Diogenes Verlag | 2022 | 272 S. | Paperback | ISBN: 978-3-257-30091-8

Kommentar schreiben

Kommentare: 0